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Ausgewählte Literatur zur Geschichte der Beginen:

 

 Paul Marchal: Die Beginen im europäischen Vergleich. Weilerswist-Metternich 2020

 

Gabriele Witt: Beginenhöfe. Die Stiftungen der Johanna und Margareta von Konstantinopel, Gräfinnen von Flandern und Hennegau (Regentschaft 1206-1280). Berlin 2005

 

Frank-Michael Reichstein: Das Beginenwesen in Deutschland. Berlin 2001

 

Martina Wehrli-Johns u.a.: Fromme Frauen oder Ketzerinnen? Leben und Verfolgung der Beginen im Mittelalter. Freiburg.Br. 1998

 

Brigitte Holz: Beginen und willige Arme im spätmittelalterlichen Hildesheim. Hildesheim 1988

 

 

 

 

 

 

 

Die Geschichte der Beginen reicht vom Mittelalter bis in die heutige Zeit. Im Mittelalter gab es eine große Zahl nicht verheirateter oder verwitweter Männer und Frauen. Im 14. Jahrhundert war nur 1/3 bis zur Hälfte aller Erwachsenen verheiratet. Doch das Überleben war für allein stehende Frauen äußerst schwierig. Frauen arbeiteten als Handwerkerinnen oder Händlerinnen. Aber wegen des geringen Einkommens konnten sie nicht allein überleben. Adlige und vermögende Frauen traten in ein Kloster oder Damenstsift ein. Arme Frauen konnten dort nur als Dienstmagd arbeiten.

Im 13. Jahrhundert entstanden in Flandern und im Rheinland Beginenkonvente. (1351 in Köln mit 1170 Bewohnerinnen). Dort lebten fromme Frauen als Laienschwestern. Sie legten ein Gelübde der Keuschheit und Armut ab, das aber nur für eine bestimmte Zeit galt. Die Frauen konnten dann den Konvent wieder verlassen und oft auch ihr Vermögen wieder mitnehmen. Die Beginen wirtschafteten selbstständig und unterstanden manchmal der Aufsicht der Stadtoberen. Die Frauen waren als Handwerkerinnen (Textilverarbeitung) und in der Krankenpflege und Totenwache tätig. Sie unterrichteten Mädchen, manchmal auch Jungen.

Die Beginenhöfe stellten die gesellschaftlichen Normen in Frage, denn das Zusammenleben von Frauen ohne Männer war nicht "normal". Darum wurden die Beginenhöfe von der Kirche kritisiert und oft verboten.

Das eigenständige Wohnen von Frauen war auch im 19. und 20. Jahrhundert lange nicht erlaubt und bildete eine Provokation. Selbst als Frauen schon Zugang zu qualifizierten Ausbildungen und zur Berufstätigkeit außerhalb des Hauses hatten, war das eingenständige Wohnen noch unmöglich. Erst 1920 entstand eine Reihe von Wohnhäusern für allein stehende berufstätige Frauen.

Die Zunahme von Haushalten von Frauen ohne männliche Partner wurde offiziell in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts registriert. Immer mehr Frauen ziehen es vor, ohne männliche Partner einen Haushalt zu führen, wenn sie es sich ökonomisch leisten können. Bei Frauen gibt es ein großes Bedürfnis nach Eigenständigkeit.

 

Die Wiederentdeckung der Beginenhöfe

In den 1980er Jahren bezogen sich die ersten Frauengruppen auf das Vorbild der Beginenhöfe. Inzwischen hat sich in Deutschland eine Bewegung moderner Beginen entwickelt, die sich in einem Dachverband zusammengeschlossen haben. Die beiden ersten Projekte waren der Beginenhof in Bremen als städtisches und in Tännich in Thüringen als Wohnprojekt auf dem Land.

Von der Zielsetzung fügen sich die Beginenprojekte in die von der zweiten Frauenbewegung angestoßene Wohnprojekte-Bewegung ein. Kern der Projekte ist das Zusammenleben von Frauen mit gegenseitiger Unterstützung, aber auch gleichzeitig mit genügend privatem Freiraum. Teilweise sind gewerbliche Räume für selbstständige Frauen integriert, wobei diese nicht unbedingt von Bewohnerinnen genutzt werden müssen. Es gibt Gemeinschaftsflächen, wie z.B. den Gemeinschaftsraum und die Gästewohnung.

Ursprünglich war geplant: Wohnraum in "Frauenhand". Aus wirtschaftlichen Gründen sind die meisten Beginenprojekte Investorenprojekte, bei denen die Wohnungen von den Mieterinnen individuell angemietet werden. So ist die Situation auch in Meschede.

(Nach Reader Frauenforschung und Wohnungswesen in der Raumplanung, S. 12 ff)